Bücherliste

So viele gute Bücher, so wenig Zeit? Jetzt ist das vielleicht mal anders. Deswegen haben wir euch eine Bücherliste zusammengestellt, mit spannenden politischen, historischen und aktuellen Sachbüchern und Romanen.

(Wenn möglich leiht euch die Bücher bei Freund*innen aus, oder bestellt bei eurem lokalen Buchladen. Amazon-Arbeiter*innen weltweit streiken aktuell dagegen, dass sie ohne Schutzausrüstung und zu miesesten Bedingungen in den Lagerhallen weiterschuften müssen, damit der reichste Mann der Welt noch ein bisschen reicher wird. Seien wir solidarisch mit ihren Kämpfen!)


Romane:

Christ, Lena. Erinnerungen einer Überflüssigen. – Die Schriftstellerin Lena Christ beschreibt in ihrer Autobiographie das Leben der einfachen Menschen um die Jahrhundertwende in München. Dabei überzeugt das Buch vor allem mit seiner schamlosen Ehrlichkeit und Unsentimentalität mit der auch Fürchterliches berichtet wird, die zuweilen fast nicht aushaltbar ist.

Cohen, Robert (2013) Exil der frechen Frauen. – Ein packender Roman über den weiblichen, deutschen Widerstand im Exil, zur Zeit des Faschismus, anhand dreier Frauenbiographien u.a. Olga Benario.

French, Marilyn (1996) Vater unser. – ein schockierender, wie aufschlussreicher Roman über drei Schwestern, die im Erwachsenenalter ihre Familiengeschichte rekonstruieren und dabei Missbrauch, Gewalt und Frauen*verachtung aufdecken. Marilyn French ist und bleibt eine der großen Romanschreiber*innen der Frauen*bewegung. Mit Intelligenz, Mut und Unumwundenheit legt sie patriarchale Strukturen offen und zeigt auf was diese für Individuen bedeutet. Die Bücher analysieren Familienstrukturen und Machtstrukturen, die für uns alle bis heute eine große Rolle spielen (für Männer* wie Frauen* lesenswert).

French, Marilyn (1993) Die Tochter meiner Mutter. – In diesem Buch geht es um die prägenden Erfahrungen von Frauen als Mütter und Töchter. Frauenschicksale aus vier Generationen einer amerikanischen Familie werden erzählt – dabei steht das unzerreißbare Band zwischen Mutter und Tochter positiv wie negativ im Mittelpunkt.

Goeb, Alexander (2001) Er war sechzehn, als man ihn hängte. Das kurze Leben des Widerstandskämpfers Bartholomäus Schink. – Das Buch erzählt vom Widerstand im Faschismus. Hierbei geht es vor allem um den alltäglichen Widerstand von Jugendlichen aus dem Arbeiter*innen Milieu (Gruppen z.B. wie Edelweiß Piraten).

Kordon, Klaus (2009) Die roten Matrosen oder Ein vergessener Winter. – Berlin 1918/1919: Nach vier Jahren Weltkrieg verweigern die Matrosen der kaiserlichen Marine den Befehl zum Auslaufen und kommen nach Berlin. In der Stadt beginnt es zu brodeln. Helmut, genannt Helle, und Fritz freunden sich mit den meuternden Matrosen der Hochseeflotte an, erleben die Revolution mit, den Sieg – und auch die Niederlage. Die Menschen einer ganzen Mietskaserne, der Ackerstraße 37 im Berliner Wedding, werden lebendig, mit ihren Sorgen und Nöten, aber auch mit ihrem Hoffen und ihrem Zusammenhalt. Ein sehr unterhaltsames und leicht geschriebenes Buch über die Ereignisse rund um die Novemberrevolution in Berlin.

Kühn, August (2010) Zeit zum Aufstehen. Eine Familienchronik. – eine ergreifende Familiengeschichte einer Arbeiter*innen Familie aus dem Münchner Westend, von Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1975.

Louis, Edouard (2019) Wer hat meinen Vater umgebracht. – Der Autor erinnert sich an seine Kindheit in einer wirtschaftlich abgehängten nord-französischen Provinz. Er zeichnet ein Bild, dass von Trostlosigkeit, Alkoholismus, Gewalt und rechten Gedanken geprägt ist. Aber vor allem macht er seiner Wut auf ein System Luft, dass diese Menschen ihrer Zuversicht, ihrer Träume und ihres Lebens beraubt hat.

Syson, Lydia (2014) Im dunkeln Licht der Tage. – Das Buch erzählt eine dramatische Liebesgeschichte im spanischen Bürgerkrieg. Neben der Beziehung zwischen den drei Freiwilligen aus England, wird ein intensives Bild des Zeitgeschehens mit allen Hoffnungen, Kampfgeist und Enttäuschungen gezeichnet.


Sachbücher:

Frauen*kampf/ Feminismus/ Frauen*bewegung/ Sexualität/ Gesellschaftsstruktur:

Caignon/ Groves (1998) Schlagfertige Frauen. Erfolgreich wider die alltägliche Gewalt. – In diesem Buch sind Erzählungen von Frauen* gesammelt, die sich erfolgreich gegen Übergriffe gewehrt haben. Dieses Buch versucht dem Mythos der schwachen, wehrlosen Frau*, das bis heute im Umlauf ist und Frauen* oft selbst verinnerlicht haben, etwas entgegen zu setzen.

EMMA (2018) The Mental Load: A Feminist Comic. – Der Comic setzt sich mit der ungleichen Verteilung von Reproduktionsarbeit/ Emotionsarbeit, etc. in unserer Gesellschaft auseinander. Der Blick und die Erlebniswelt von Frauen* wird durch die kurzen Bildergeschichten auch für männliche Leser zugänglich und macht sehr deutlich, was es noch zu überwinden gilt.

Engels, Friedrich. Ursprung der Familie. – Das Standartwerk der materialistischen Geschichtsanalyse zu der Frage Entstehung des Patriachats, Entstehung der bürgerlichen Kleinfamilie und aller ihr inhärenten Beziehungen und Abhängigkeiten. Immer wieder gut um sich zu vergegenwärtigen wie sehr wir von dem materiellen Umständen (und damit auch von den Ausbeutungsverhältnissen) geprägt sind, in denen wir leben.

Heider, Ulrike (2014) Vögeln ist schön! Die Sexrevolte von 1968 und was von ihr bleibt. – Abhängig vom politischen Klima entstehen, vergehen und wiederholen sich bestimmte Vorstellungen von Sexualität. Ulrike Heider ist diesem Phänomen nachgegangen. Mit oft scharfer Kritik und der Würze persönlicher Erinnerungen schickt sie den Leser auf eine ideologische Zeitreise von den 1950er Jahren bis heute. Ein tolles Buch, das zum Hinterfragen und Weiterdenken einlädt.

Katharina, Karcher (2018) Sisters in Arms. Militanter Feminismus in Westdeutschland seit 1968. – Diese wissenschaftliche Studie beschäftigt sich mit einem Kapitel der deutschen Widerstandsgeschichte, dass auch in der Linken bis heute wenig Erinnerung findet. Ihr besonderes Augenmerk gilt dabei den Frauen der »Roten Zora«.

Penny, Laurie (2012) Fleischmarkt. – Mit ihrer wunderbaren, lebendigen und fesselnden Art zu schreiben, verfasst Laurie Penny hier ein Stück feministischer Dialektik, in dem sie den Körper der Frau als sexuellen Stützpunkt des kapitalistischen Kannibalismus offenlegt. Dabei schreibt sie auf eine so persönliche und ansprechende Weise, dass mensch einfach weiterlesen muss und vor allem Frauen* dazu tendieren nickend vor ihren Büchern zu sitzen. (wer hier noch weiter Schmöckern möchte: Unsagbare Dinge und Bitch Doctrine sind auch lesenswert)

Urwin, Jack (2017) Boys don’t cry. Identität, Gefühl und Männlichkeit. – Boys don’t cry ist eine witzige und scharfe Auseinandersetzung mit toxischer Maskulinität und ihren Folgen – und ein Plädoyer für einen anderen Umgang miteinander.


Geschichte/ Historischer Materialismus:

Engelmann, Bernt (1974) Wir Untertanen: Ein Deutsches Anti-Geschichtsbuch. / Engelmann, Bernt (1975) Einig gegen Recht und Freiheit. – Ganz im Sinne des Gedichts von Brecht ‚Wer baute das sieben torige Theben‘ schreibt Bernt Engelmann ein sehr lesenswertes Geschichtsbuch von unten. Das erste Buch behandelt die Geschichte der Deutschen vom Mittelalter bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Und das zweite Buch die deutsche Geschichte von 1918-1939. Dabei steht das Leben der ‚einfachen Leute im Mittelpunkt‘ und er deckt schonungslos die die Jahrhunderte durchziehenden Unterdrückungspraktiken auf. Auch für Geschichts-Muffel ein tolles Buch, weil spannend und lebendig geschrieben.

Karl, Michaela (2003) Sozialrebellen in Bayern. Matthäus Klostermair, Michael Heigl, Mathias Kneißl. – Ein informatives, spannendes und politisches Buch. Anhand der Lebens- und Wirkungsgeschichten der drei in der bayerischen Geschichtsschreibung bekanntesten ‚Räuber‘, zeichnet Michaela Karl eine soziale und politische Analyse der Gesellschaft und Bevölkerung des Bayerischen Waldes. Und zeigt auf wieviel Widerstandspotential gegen die Obrigkeit in diesen Regionen schon immer vorhanden waren.

Kuczynski (1950/2004)Vom Knüppel zur automatischen Fabrik. Eine Geschichte der menschlichen Gesellschaft. – Kuczynski zeichnet in seinem Buch die Geschichte der menschlichen Gesellschaft allgemeinverständlich und lebendig nach. Von den Anfängen, der Urgesellschaft, beschreibt er die Veränderungen in den Produktionsverhältnissen und der Gesellschaft historisch-materialistisch hin zu unserer Zeit, der kapitalistischen Gesellschaftsformation und gibt einen Ausblick auf den Sozialismus.


Politische Theorie:

Darth, Dietmar. Maschinenwinter. Wissen, Technik, Sozialismus. – Es sind bekanntlich nicht die Maschinen, die Maschinen einstellen, sondern Menschen, die Maschinen bauen und einsetzen. Daher ist es nicht länger hinzunehmen, daß Maschinen die Lebensverhältnisse zunehmend verschlechtern, obwohl sie im Ursprung dazu gedacht waren, diese zu verbessern. Wie soll man die Maschinen stürmen, um sie in Besitz zu nehmen? Kann man die moderne Arbeitsteilung beibehalten, aber die Hierarchien, Abhängigkeiten und das Unrecht loswerden, die an ihr kleben? Was haben die Industrie, der von ihr geschaffene Reichtum und der von ihr ausgeworfene Schmutz mit Freiheit zu tun? Der Essay Maschinenwinter riskiert eine literarische, politische, polemische und spekulative Phantasie darüber, wie man mit Technik Geschichte machen könnte.

Darth, Dietmar (2014) Klassenkampf im Dunkeln: Zehn zeitgemäße sozialistische Übungen. – Dieses Buch bietet eine Achterbahnfahrt durch die Ideen des Autors zum Thema Sozialismus im 21. Jahrhundert. (P.S. Dietmar Darth hat auch Science Fiction Romane geschrieben, falls ihr davon mal einen in die Hände bekommt… wir freuen uns über eine kurze Rezension)

Schleifstein, Josef (2018) Einführung in das Studium von Marx, Engels und Lenin. – Die allseits bekannte und beliebte Grundlagen Einführung behandelt Themen wie historischen Materialismus, politische Ökonomie und wissenschaftlichen Sozialismus. Das Buch ist sehr lesenswert und sogar im Infoladen im Barrio Olga Benario erhältlich.

Seppmann, Werner (2012) Die verleugnete Klasse. Zur Arbeiterklasse heute. – Für Seppmann ist und bleibt die Arbeiterklasse der Dreh- und Angelpunkt der kapitalistischen Produktion und damit revolutionäres Subjekt. Dies analysiert der Marxist und Sozialwissenschaftler ausführlich in diesem interessanten Buch (leider nicht ganz leichte Lektüre).


Erlebnisberichte/ Biographien:

Evans, Kate (2018) Rosa. Die Graphic Novel über Rosa Luxemburg. – Diese Graphic Novel erzählt sowohl die Lebensgeschichte von Rosa, verwoben mit der Zeitgeschichte und den Politischen Überzeugungen und Theorien Rosas. Nebenbei auch noch wunderschön gezeichnet.

Luxemburg, Rosa (2010) Die Liebesbriefe. – Rosa Luxemburg bekannt für ihre politische Theorie und ein Leben der politischen Agitation und Überzeugung. In diesem Buch sind die zahlreichen Liebesbriefe abgedruckt, die sie an ihre Liebhaber (vor allem aus dem Gefängnis) geschickt hat. In den Briefen lernen wir nicht nur Rosa Luxemburg von einer anderen Seite kennen, sondern erleben auch intensiv was ihre Überzeugungen waren und für was sie kämpfte.

Makarenko, Anton (1950) Der Weg ins Leben. Ein pädagogisches Poem. – 1920, in der durch Bürgerkrieg verwüstet Sowjetunion, erhielt Makarenko den Auftrag, eine Arbeitskolonie für jugendliche Rechtsverletzer*innen aufzubauen. Sein mitreißendes und kraftvolles Buch schildert die Schwierigkeiten des Anfangs und erzählt von der widerspruchsvollen, oft schmerzhaften Entwicklungen der Jugendlichen. Spannend, interessant und humorvoll berichtet Makarenko vom Leben in der Kolonie, von den Auseinandersetzungen und Freuden im Zusammenleben. Ganz nebenbei vermittelt er visionäre Ideen des Kollektives als Erzieher*in. Zweiter Band: Makarenko, Anton (1953) Flagge auf den Türmen.

Naumann, Cornelia (2018) Der Abend kommt so schnell. – Für Sonja ist der Frieden zum Greifen nah. Mit Kurt Eisner und anderen Pazifisten will sie im Januar 1918 nach vier entbehrungsreichen Jahren den Krieg beenden. Eisner und sie rufen den Generalstreik aus, doch die Aktivist*innen werden verhaftet. Ihr Ehemann sagt sich öffentlich von Sonja los. Er will seine berufliche Karriere nicht durch das skandalöse Benehmen seiner Gattin gefährden. Nur Fritzi, eine junge Munitionsarbeiterin, besucht die Gefangene. Sie will das Geheimnis der bewunderten Revolutionärin erfahren. Vor der*dem Leser*in enthüllt sich das tragische Leben einer Frau zwischen zwei Welten und gibt Einblicke in den Anfang der bayerischen Revolution 1918/19.

Karl, Michaela (2014) Bayerische Amazonen. 12 Portraits. – In diesem kurzweiligen Buch stellt Michaela Karl zwölf widerständige, mutige und großartige bayerische Frauen* vor. Die Portraits von Schriftsteller*innen, Künstler*innen und Politiker*innen lassen uns bayerische Geschichte ganz neu erleben und laden vor allem ein nach den Frauen* in der Geschichte zu forschen.

Reed, John (1917/ 2017) Zehn Tage, die die Welt erschütterten. – Die berühmten Augenzeugenberichte und Reportagen John Reeds von der Russischen Revolution 1917 sind sowohl als historisches Dokument interessant, als auch einfach spannend und unterhaltsam zu lesen. (Besonders die Beschreibungen der Plenums-Diskussionen)

Werner, Ruth (2010) Olga Benario. Ein Leben für die Revolution. – Olga Benario, 1908 als Tochter eines jüdischen Rechtsanwalt in München geboren, tritt mit Fünfzehn in die Kommunistische Jugend ein. 1927 in Berlin verhaftet, flieht sie nach Moskau. Als Personenschützerin geht ihre Reise weiter nach Brasilien, um die Revolution vorzubereiten. An die Gestapo ausgeliefert, wird Olga Benario 1942 vergast. Ruth Werners Romanbiographie erzählt das bewegende Schicksal einer Frau, die ihren politischen Idealen bis zu ihrem Tod treu blieb.