„Leave no one behind“ Aktionstag

Banner an der Staatskanzlei in München

Im Rahmen eines bundesweiten Aufrufes der Seebrücke gingen in München Aktivist*innen auf die Straße. Sie hängten Transparente und Forderungsschilder vor die Eingänge des Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und der Staatskanzlei auf, um gegen den menschenverachtenden Umgang der EU gegenüber Geflüchteten zu protestieren.

Neben sieben weiteren EU-Staaten gab auch die deutsche Bundesregierung Anfang März bekannt, dass sie bis zu 1500 geflüchtete Kinder und Jugendliche aus den griechischen Lagern nach Deutschland holen würde. Schon damals eine zynisch kleine Anzahl, wenn man bedenkt, unter welch menschenverachtenden Bedingungen die Personen in den Lagern leben müssen. So leben in Moria, dem größten Lager auf Lesbos, statt den anfangs geplanten 3 000 Menschen inzwischen 22 000 Menschen. Ein paar Quadratmeter Schutz vor Regen, Kälte und Schlamm müssen oft für bis zu 30 Menschen reichen. Von der medizinischen Basisversorgung bis hin zu Nahrungsmitteln ist nichts in ausreichendem Maße vorhanden. In Moria arbeiten derzeit nur acht Krankenpfleger*innen, drei Ärzt*innen und zwei Hebammen.

Banner am BAMF

Aufgrund von Corona verschob die Bundesregierung ihr Vorhaben, zumindest 1500 Menschen aus der Hölle Morias aufzunehmen, bis auf weiteres und minimierte nun die Anzahl auf 50. Blanker Hohn! Krankheiten machen vor den Camps keinen Stopp. Durch die mangelnden Möglichkeiten, sich waschen, geschweige denn sich nach den Hygienemaßnahmen, die vor der Übertragung von Krankheiten schützen, richten zu können, ist in Moria bereits die Krätze ausgebrochen und die ersten offiziell gemeldeten Fälle von mit Covid-19-infizierten Personen sind nun auch bekannt. In anderen Lagern sieht es nicht anders aus. So meldeten auch die Lager bei Malakasa und Ritsona, nahe Athens, diagnostizierte Fälle. Die Krankheit wird sich rasend verbreiten.


Anstatt aber den Menschen zu helfen, ihnen die notwendige medizinische Versorgung zu geben, die Lager zu evakuieren und die Geflüchteten dezentral untergebracht in anderen EU-Staaten aufzunehmen, werden sie isoliert, abgeschottet und sich selbst überlassen. Diese Form von
Unterbringung der Schutzsuchenden kommt Freiluftgefängnissen gleich und ist Teil der politisch gewollten Abschreckung. Sie wird vielen Menschen das Leben kosten. Wenn jetzt nicht gehandelt wird, werden diese Camps zu Massengräbern. Die Menschen in den Lagern brauchen dringend Schutz. 

 

Wir fordern deshalb unverzüglich:

  • die sofortige Evakuierung der Camps auf Lesbos und anderswo
  • die medizinische Versorgung aller
  • ein Ende der Abschiebungen – sowohl jetzt als auch nach der Corona-Krise
  • die Öffnung der europäischen Grenzen
  • dezentrale Unterkünfte statt Massenunterkunft in Ankerzentren