Solidaritätsbesuch bei den streikenden Kolleg*innen von Voith in Sonthofen

Der Technologiekonzern Voith verkündete im Herbst 2019 die Schließung des Standortes Sonthofen. Seit vier Wochen befinden sich die Kolleg*innen des Voith Werks Sonthofen in einem unbefristeten Streik. Aktive Gewerkschafter*innen und Aktive der linken Plattform „Zukunft erkämpfen!“ aus München statteten ihnen einen Solidaritätsbesuch ab.

Im Werk Sonthofen werden Spezialgetriebe hergestellt. Die Mitarbeiter sind hochqualifiziert und identifizieren sich mit der Qualität ihres Produkts. Sie sind stolz auf das was sie tun und gehen unter Normalumständen gerne zur Arbeit. Seit einigen Jahren bemerkten sie aber einen Kurswechsel im Management im Umgang mit ihrem Standort. Qualifizierte Facharbeiter und Ausbilder wurden entlassen, Forschungskooperationen nicht mehr weiter intensiviert und auch andere Maßnahmen ließen aufhorchen. Im vergangenen Herbst nun die klare Botschaft: das Werk soll geschlossen werden.

Die offizielle Stellungnahme der Geschäftsführung: Der Standort rentiert sich nicht mehr. Dabei kommt ein externes Beratungsunternehmen, das von der Arbeitnehmervertretung IG Metall beauftragt wurde, zu dem Schluss, dass es sich um einen hochprofitablen Standort mit Zukunftschancen handelt.

Seit der Bekanntgabe der Schließungspläne schoss der gewerkschaftliche Organisierungsgrad von 40 auf 80%. Die Urabstimmung erzielte eine Zustimmung zum Streik von 98%. Ausnahmslos alle Sonthofener Mitarbeiter befinden sich nun seit vier Wochen im Streik. Die Stimmung ist kämpferisch. Alle beteiligen sich an den Streikposten und Aktionen. Auch Werksblockaden haben stattgefunden. Für die über 500 Betroffenen geht es um alles. Eine Schließung des Standortes wird vielen Familien die Perspektive kosten. Auch für die Strukturen des Ortes bedeutet es nichts Gutes. Viele zeigten sich solidarisch.

Während unseres Besuchs befanden sich im Werk Streikbrecher, die mit Prämien geködert wurden. Es sind Mitarbeiter aus anderen Werken und Außendienstler. Beim Verlassen des Werkes ist ihnen anzusehen, dass sie sich durchaus unwohl fühlen. Wir konnten auch Miterleben, wie Sattelschlepper sich durch die aufgestellten Baumstämme, die mit IG-Metall-Warnwesten ausgestattet sind, stauten. Sie kommen um das Werk zu räumen.

Nach der endgültigen Bekanntgabe der Schließung verhandeln Betriebsrat und Arbeitgeber nun den Sozialplan für die von der Schließung Betroffenen. Die erste Runde der Verhandlungen, die in München stattfinden, führte zu keinem Ergebnis.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Streik der Voith-Arbeiter*innen ist nicht nur ein wichtiges Zeichen und eine Ansage, den Kapitalisten nicht kampflos das Feld zu überlassen. Er treibt den Preis für die Abwicklung in die Höhe und ist die Voraussetzung dafür, überhaupt die Chance zu haben, in weiteren Verhandlungen um einen Sozialplan so viel wie möglich für die Belegschaft herauszuholen. Gleichzeitig sind die Erfahrungen des gemeinsamen Kampfes und der Solidarität mehr als nur zweckdienlich. Auseinandersetzungen wie diese haben Strahlkraft und machen Klassenbewusstsein konkret.