Kundgebung von „Freizeit ist unsere Arbeit“

Am gestrigen Samstag beteiligten wir uns an der Kundgebung der Initiative „Freizeit ist unsere Arbeit“. Im Folgenden dokumentieren wir den Bericht der Initiative und unsere Rede auf der Kundgebung.

Aktionsbericht von „Freizeit ist unsere Arbeit“:

Am gestrigen Samstag beteiligten sich an die 100 Menschen an einer Kundgebung der Beschäftigten im Kultursektor. Die Initiative „Freizeit ist unsere Arbeit“ organisierte die Aktion, bei der aus verschiedenen Bereichen Personen zu Wort kamen. Zu hören waren Reden der Gewerkschaftssekretärin des Fachbereichs Kunst, Medien und Industrie in ver.di, eines Vertreters des Jungen Ensemble Netzwerks, Zukunft Erkämpfen und mehreren Freischaffenden. Der Grundtenor: „Die Reichen sollen für diese Krise bezahlen!“. Wie kann es sein, dass während der Pandemie Eigentümer*innen von Amazon & Co. weiter reich werden und die unteren 90% um ihre Existenzen bangen. Von einem würdigen Leben ganz zu schweigen.
Die Aktivist*innen betonen, dass sie die Infektionsgefahr ernst nehmen und durch Respekt und Rücksichtnahme auch die Kolleg*innen in der Kliniken unterstützen wollen, die gerade unmenschliches leisten. Mit Abstandsregel und Maske wurde die Kundgebung verantwortungsvoll umgesetzt und auch der ein oder andere verirrte Querdenker des Platzes verwiesen.
Die Kundgebung bot auch den Raum für kulturelle Darbietungen durch Gesang und eine Performance. „Freizeit ist unsere Arbeit“ kündigt auch für das kommende Jahr Aktionen an.

Rede von Zukunft Erkämpfen:

Die Kultur- und Gastrobranche ist schon ohne Corona gespickt von prekären Arbeitsverhältnissen. Niedrige Löhne, unsichere Anstellungen und einen Haufen Überstunden sind an der Tagesordnung. 
Nicht umsonst verhandelt die ver.di-Filmunion aktuell für die Kolleg*innen in der Film- und Fernsehindustrie für bessere Arbeitsbedingungen. Freie Wochenenden, klare Ruhezeiten und unabdingbare Zuschläge. Der Schrei nach erträglichen Arbeitszeiten ist unüberhörbar. Von den niedrigen Löhnen und den Kurzarbeitsverträgen können die Kolleg*innen ein Lied singen, was sich jetzt unter den Corona-Bedingungen nocheinmal verschärft.
In der Gastro sind Arbeitslosigkeit und Armut heutzutage, auch ohne Corona, keine Seltenheit. Die Gastronomie ist ein gewaltiger Niedriglohnsektor. Ein unsicheres Arbeitsverhältnis reiht sich ans nächste. Dies bekommen die Kolleg*innen jetzt mit aller Härte zu spüren. Der momentane Lockdown führt bei 450 €-Kräften zu massiven Problemen, denn sie haben keinen Anspruch auf Kurzarbeitsgeld. Und selbst für die Beschäftigten, die Anspruch haben, reichen die 60% kaum zum Überleben. Die, die kein festes Anstellungsverhältnis hatten, stehen jetzt auf der Straße.
In den letzten Monaten gab es milliardenschwere Rettungspakete an große Unternehmen, wie zum Beispiel für die Lufthansa, während wir kaum oder gar nicht mehr unsere Miete zahlen können. Das zeigt, dass dieses System nicht in unserem Interesse handelt. Großunternehmen werden schnell gerettet und gleichzeitig Millionen Menschen allein gelassen. Deshalb sagen wir, bevor hier wieder irgendwelche Unternehmen gerettet werden und Milliarden für Rüstung und anderen Quatsch ausgegeben wird, retten wir die etwa 6 Millionen Minijobber*Innen in Deutschland! 
Das Krisenmanagement der Bundesregierung stellt Profite über unsere Gesundheit: Gastros, Kinos und Theater schließen – Busse, Bahnen, Betriebe und Fabriken sind voll mit Menschen. Die letzten Wochen waren die Shoppingmeilen vollgestopft mit Menschen. Und das Ergebnis? Die Infektionen steigen durch die Decke, Menschen sterben und ein Ende der Pandemie ist in weiter Ferne. Wir können dem aber sehr wohl etwas entgegenstellen.
Wir bleiben politisch aktiv, organisieren uns, bilden uns, engagieren uns in der Gewerkschaft, wie auch darüber hinaus. Dabei geht es nicht darum die Pandemie nicht ernst zu nehmen. Im Gegenteil: die sozialen Probleme und Widersprüche, die durch den kapitalfreundlichen Umgang mit ihr entstehen müssen angegangen werden.
Wir müssen die Kapitalbesitzenden, die Milliardärs-Clans enteignen – dann ist genug für alles da, was wir für ein würdiges und sicheres Leben brauchen. Wir müssen kämpfen, für ein Ende der Ausbeutung, für die Überwindung des kapitalistischen Systems. Für eine Gesellschaft, in der wir Arbeiter*innen darüber bestimmen, was wie organisiert wird, für ein gutes Leben aller Menschen – nicht nur für den Profit einiger weniger. Und dieses Verhältnis verschafft uns nur der Sozialismus. Dafür müssen wir die Reichen, die kapitalbesitzende Klasse enteignen. Ihr Privatkapital in öffentliches, gesellschaftliches Eigentum überführen. Ein für allemal. Die Reichen sollen zahlen! Dafür müssen wir uns als lohnabhängige Klasse organisieren und so eine bessere Zukunft erkämpfen!