Heute haben Kolleg*innen aus der Pflege und politische Aktivist*innen gemeinsam eine Kundgebung veranstaltet, um auf die prekäre Arbeitssituation im Gesundheitsbereich hinzuweisen. In Schutzkleidung stellten sie sich am Giesinger Bahnhof in der Nähe eines privatisierten Pflegeheims auf, um sich mit den dortigen Beschäftigten zu solidarisieren und gegen die schlechten Arbeitsbedingungen zu protestieren. Da keine elektronische Verstärkung erlaubt war, wurden die Inhalte über große Schilder transportiert. (Gleichzeitig dürfen Rechte und Verschwörungstheoretiker mit einer professionellen Bühne auf der Theresienwiese ihre Versammlungen abhalten). Durch eine Flüstertüte berichteten Pfleger*innen von ihrer Arbeitssituation und ihren Forderungen. In der Umgebung und an dem Pflegeheim wurden noch Flyer mit Forderungen aufgehängt und verteilt.
Pflegerinnen und Pfleger sind in der Corona-Krise besonders betroffen. So arbeiten 11 Prozent aller Menschen, die sich in den letzten Monaten mit Covid19 infiziert haben, in Gesundheitsberufen. Der Grund: es mangelte an Schutzkleidung. So wie es in der Pflege immer an allem mangelt. Trotzdem hat die Corona-Krise zumindest eines gebracht: Aufmerksamkeit für die Arbeitsbedingungen in der Pflege. Denn die sind schlecht: Der Lohn ist niedrig, die Arbeitsbelastung hoch. Gespräche mit den Pflegebedürftigen? Dafür fehlt oft die Zeit. Ein geregelter Arbeitsablauf? Dafür gibt es zu wenig Personal. Und Pausen? Fallen viel zu oft aus.
Jetzt, wo die Infektionszahlen gesunken sind, versuchen Politik und private Pflegeeinrichtungen, wieder vergessen zu machen, was zwischenzeitlich so stark ins öffentliche Bewusstsein getreten ist: Dass sich an den Arbeitsbedingungen in der Pflege etwas ändern muss.
In unserem Gesundheitssystem wird Gesundheit als Ware betrachtet. Fallpauschalen, Akkordarbeit und niedrige Löhne für die Angestellten sollen die Kosten möglichst niedrig halten.
Auch im Interesse von Investoren: In den letzten Jahren sind immer mehr Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen privatisiert worden. Allein der private Pflegeheimbetreiber Korian besitzt 242 Pflegeheime in Deutschland. Das Ziel der privatisierten Einrichtungen: hohe Rendite für die Aktionäre.
Um möglichst viel Geld an die Aktionäre ausschütten zu können, versuchen die Betreiber privater Einrichtungen, die Kosten noch weiter zu senken. Durch noch geringeren Lohn, noch weniger Personal, noch höhere Arbeitsbelastung.
Entscheidungen im Betrieb werden nicht von den Pflegekräften getroffen, sondern von oben diktiert. Dabei sind es die Pflegekräfte, die wissen, was notwendig wäre, die gewissermaßen Expertinnen und Experten in ihrem Gebiet sind. Aber das Ziel in unserem Gesundheitssystem ist eben nicht das, möglichst gute Arbeit zu ermöglichen. Sondern die Kosten möglichst gering zu halten.
Das muss sich ändern!
Wir fordern:
- mehr Personal im Pflegebereich
- höhere Bezahlung
- ein Mitspracherecht für die Gesundheitsarbeiter und Pflegekräfte bei Entscheidungen im Betrieb
- ein Ende der permanenten Dienstplan-Änderungen, des Einspringen-Müssens für Kolleginnen und Kollegen und der permanenten Überstunden
- bessere Einarbeitungskonzepte
- ausreichende Mengen an Schutzkleidung
- eine Rücknahme aller Privatisierungen im Gesundheits- und Pflegebereich
Nichts davon wird uns geschenkt werden. Deswegen ist es notwendig, dass wir uns organisieren. An einer Verbesserungen der Bedingungen im Pflegebereich haben nicht nur Pflegekräfte ein Interesse: denn bessere Arbeitsbedingungen in diesem Bereich sind die Grundlage für eine bessere Gesundheitsversorgung für alle.
Wir wollen Pflegerinnen und Pfleger zusammenbringen, um uns zu vernetzen. Um uns über unsere Arbeitsbedingungen auszutauschen – und gemeinsam für eine Verbesserung zu kämpfen.
Schließt dich uns an: Du erreichst uns unter zukunfterkaempfen@riseup.net
Oder komm in unsere Telegram-Gruppe (Telegram ist ein Messenger wie WhatsApp und gibt es kostenlos im AppStore): Einfach Telegram herunterladen und auf den Link klicken: t.me/GesundheitStattProfite
Kämpfen wir gemeinsam gegen die Diktatur des Profits im Gesundheitsbereich. Für bessere Arbeitsbedingungen – und eine bessere Versorgung für alle.