Heute fand der bundesweite Aktionstag #NichtaufunseremRücken statt. In München organisierten wir mit dem Krisenbündnis eine Kundgebung am Orleansplatz.
Wie wir als lohnabhängige Klasse in der Krise kämpfen, das berichteten Kolleg*innen und Gewerkschafter*innen aus sozialen Berufen und der Pflege, vom Bau, Schüler*innen, Geflüchtete und Klimaaktivist*innen in ihren Reden.
Bis zu 100 Menschen beteiligten sich an der Kundgebung. Viele Passant*innen aus dem Viertel blieben interessiert stehen und klatschten Beifall, Autofahrer*innen hupten solidarisch.
Nach der Kundgebung gab es weitere Aktionen. Am Klinikum Rechts der Isar wurde gegen Profitdiktat im Gesundheitssystem ein Transparent und Plakate aufgehängt sowie Parolen auf die Gehwegen gesprüht. Frauenaktivist*innen hängten Plakate auf und sprühten mit Schablonen auf Asphalt, um auf die besondere Belastung von Frauen* in der Krise und auf die Stärke der kämpfenden Frauenbewegung aufmerksam zu machen.
Bundesweit gab es Aktionen in mindestens 12 Städten.
Auch wir haben eine Rede auf der Kundgebung gehalten, die gibt es hier zum Nachlesen:
„Liebe Kolleg*innen, liebe Genoss*innen,
hinter uns liegen anstrengende, kämpferische Wochen der Tarifrunde im Öffentlichen Dienst. Die Kolleg*innen vom Öffentlichen Nahverkehr stecken noch mittendrin. Und wir werden weiter fest an ihrer Seite stehen.
Das Wichtigste aus diesen Wochen ist nicht die Einigung mit den Arbeitgeber*innen von Bund und Kommunen im Öffentlichen Dienst. Dazu liegt das Ergebnis zu weit unter unseren Forderungen. Natürlich sind zum Beispiel die 8,5 Prozent mehr Lohn für Pflegekräfte über rund 2 Jahre ein schöner Erfolg. Aber: für die meisten im Öffentlichen Dienst werden die Gehaltserhöhungen fast völlig von der Inflation wieder aufgefressen werden.
Nein – Das Wertvollste und Schönste, was wir in diesen Wochen erlebten, war: die Streikbeteiligung der Kolleg*innen war enorm hoch, entgegen allen Erwartungen. Trotz der Hetz-Propaganda, Streik wäre jetzt „nicht angebracht“, Lohnforderungen seien angeblich „überzogen“. Und obwohl die Gewerkschaftsführung bewusst schwach mobilisierte für Streiks und Kundgebungen.
Wir konnten in den letzten Wochen bei vielen Aktionen Kolleg*innen und politische Aktivist*innen zusammenbringen. Über die Branchen hinweg solidarisierten sich Beschäftigte mit den Kämpfen in anderen Bereichen. Beispielsweise auf der Kundgebung vor der Stadtratssitzung am 30. September standen Sozialarbeiter*innen neben Pfleger*innen, neben Trambahnfahrer*innen, neben Kulturschaffenden. Einheit und Solidarität machen uns stark!
Wir waren kämpferisch und haben gezeigt, dass wir kämpfen und streiken können – trotz Corona. Die Tarifrunde hat gezeigt wo die Grenzen verlaufen.
Wir Arbeiter*innen kriegen, nach einem langen und harten Kampf unter extremen Bedingungen, im Vergleich zu Großunternehmen quasi nichts. Der Staat steht auf der Seite der Reichen. Das muss allen klar sein.
Milliarden-Subventionen gibt es für die Eigentümer*innen von BMW, TUI, Lufthansa. Es gibt Steuergeschenke für Unternehmen. Und die schmeißen dann trotzdem die Leute auf die Straße. Dieser Staat zuckt nicht mit der Wimper, wenn es um Geld für Milliardäre geht. aber wir Arbeiter*innen müssen monatelang für einen Inflationsausgleich kämpfen?
Die Realität ist: viele Menschen werden schlecht bezahlt bleiben, weiter hart und weiter viel arbeiten müssen. Und besonders Frauen und Menschen ohne dauerhaften Aufenthalt. Der Kampf geht also weiter. Die letzten Wochen haben gezeigt: Wir Arbeiter*innen können kämpfen!
Wir stehen gegen die Kapitalbesitzenden, denen die Unternehmen gehören. Und gegen die Regierung, die ihnen die profitabelsten Bedingungen sichern will. Die reichsten Familien, wie die Familie Albrecht, der Aldi gehört, Familie Schwarz von Lidl, die Familie Quandt-Klatten die über BMW herrscht, die Familie Hopp-Plattner von SAP und Familie Würth. Deren ohnehin schon gigantisches Vermögen hat sich während der Corona-Pandemie um 37 Milliarden Euro zusätzlich vergrößert.
5 Familien – 37 Milliarden Euro reicher! Diese reichen Kapitalisten-Clans sind die Krisenprofiteur*innen.
Während wir uns Sorgen machen müssen, dass wir wegen der Krise unsere Jobs verlieren, dass wir unsere Wohnungsmieten nicht mehr bezahlen können. Dass wir für die Krisen-Rettungspakete und die gigantische Staatsverschuldung bezahlen müssen: nämlich mit Abbau von sozialen Sicherungssystemen, dem Abbau und der Privatisierung von öffentlicher Infrastruktur uunsoweiter.
Daher müssen wir kämpfen – nicht nur für ein paar Prozent mehr. Sondern für ein Ende der Ausbeutung, für die Überwindung des kapitalistischen Systems. Für eine Gesellschaft, in der wir Arbeiter*innen darüber bestimmen, was und wie wir produzieren und verteilen, für ein gutes Leben aller Menschen – nicht nur für den Profit einiger weniger.
Wir brauchen den Sozialismus.
Dafür müssen wir die Reichen, die kapitalbesitzende Klasse enteignen. Ihr Privatkapital in öffentliches, gesellschaftliches Eigentum überführen. Ein für allemal. Die Reichen sollen zahlen!
Dafür müssen wir als lohnabhängige Klasse vereint kämpfen!
Und so eine bessere Zukunft erkämpfen!“