Am 1. September wird in Erinnerung an den Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen 1939 traditionell der Antikriegstag begangen. Wir waren den ganzen Tag als Bewegung gemeinsam antimilitaristisch und antifaschistisch unterwegs.
Kundgebung am Königsplatz
Los ging es mit einer Kundgebung auf dem Königsplatz, die von ver.di und dem Münchner Friedensbündnis veranstaltet wurde. Dort kamen mehrere Hundert Kolleg:innen und Genoss:innen zusammen. Einen großen Block bildeten Aktive aus unserem Spektrum gemeinsam mit Genoss:innen aus der Palästina- und Kurdistan-Solidaritätsbewegung. Es ist eine gute Entwicklung, dass zumindest einzelne Gewerkschaften nach jahrelanger Abwesenheit wieder zum Antikriegstag mobilisieren und den Tag nicht den rechten „Querdenkern“ am Marienplatz überlassen haben. Die Veranstalter hatten im Vorfeld aber angekündigt, dass in den Reden keine Stellung zu „aktuell laufenden Kriegen“ bezogen werden sollte. Damit sollte wohl der innergewerkschaftliche Frieden gewahrt werden, denn in ver.di gibt es laute Stimmen, die sich auf die Seite Israels stellen und Waffenlieferungen an die Ukraine befürworten.
Dementsprechend störten sich die anwesenden Hauptamtlichen aus dem ver.di Apparat auch prompt an unseren Schildern, die sich klar gegen den israelischen Genozid an der palästinensischen Bevölkerung positionierten. Der ver.di Bezirksvorsitzende Harald Pürzel erklärte von der Bühne, die Benennung des Genozids als solchen sei eine „einseitige Schuldzuweisung“ und damit von ver.di nicht erlaubt. Diese Distanzierung fiel im Publikum allerdings auf wenig Gegenliebe und es konnte durchgesetzt werden, dass alle Schilder und Transparente weiter getragen wurden.
Gegen Ende hielt das Antikapitalistische Klimatreffen noch eine Rede. Diese zeigte den Zusammenhang zwischen Klimakrise und Krieg auf und bezog klar Stellung gegen die deutsche Beteiligung an Kriegen von Israels und der Türkei durch Waffenlieferung und ideologische Unterstützung. Dafür gab es sehr viel Zustimmung in der Menge.
Aktion vor dem Amerikahaus
Im Anschluss zog eine größere Gruppe als unangemeldete Spontandemo weiter zum Karolinenplatz. Dort befindet sich das sogenannte Amerikahaus, Sitz mehrerer transatlantischer Think-Tanks und Stiftungen. Außerdem ist es offizielles Büro der Münchner Sicherheitskonferenz. Mit kurzen Redebeiträgen, einem Spruchband und Markierungen des Gehsteigs wurde klar gemacht: Die NATO und ihre Außenpolitik bedeuten keine Sicherheit, sondern stehen für Kriege im Interesse des westlichen Militärbündnisses und fachen das globale Wettrüsten mit an. Auch die vor kurzem beschlossene Stationierung US-amerikanischer Mittelstreckenraketen in Deutschland ist ein Ausdruck davon und ein weiterer Schritt hin zu militärischer Eskalation im großen Maßstab.
Protest gegen AfD-Wahlparty
Nach der Aktion zog die Sponti unbehelligt weiter bis zum Stachus. Dort beschlossen einige Menschen, noch spontan weiter zum neuen „Bürgerbüro“ der AfD Richtung Perlach zu fahren, um die AfD bei ihrer Party anlässlich der Wahl in Sachsen und Thüringen zu stören. Die Polizei dort war zunächst etwas überfordert, fuhr dann aber ein massives Aufgebot an Kräften inklusive USK auf, um die Antifaschist:innen auf Abstand zu halten. Trotzdem gab es einen lautstarken Protest in Hörweite mit Parolen und Redebeiträgen. Immer wieder schafften es Einzelne, auch unterstützt von Anwohner:innen, näher ans Gelände heranzukommen und die AfDler zu nerven. In der Nachbarschaft gab es viel Zuspruch für unseren Protest und Unmut über die Präsenz der AfD. Hier wollen wir in Zukunft ansetzen, damit die AfD langfristig keinen Fuß in München-Perlach fassen kann.
Ein erfolgreicher Tag, an dem wir trotz Hitze und politisch schwierigen Konstellationen gezeigt haben, dass gemeinsames Einstehen für linke Werte besonders in Zeiten von Rechtsruck und Kriegsgefahr möglich und notwenig ist. Gemeinsam für eine antifaschistische und internationalistische Bewegung, gegen Krieg und Faschismus!