Wir haben der AfD ihre „Show“ genommen

Als Betroffene, Gewerkschafter:innen, Aktivist:innen und Antifaschist:innen riefen wir gemeinsam dazu auf, die rassistische Instrumentalisierung des Angriffs auf unsere Streikdemo durch die AfD zu verhindern.

Leider erreichte uns Samstag Abend die Nachricht, dass unsere Kollegin Amel und ihre Tochter Hafsa ihren Verletzungen erlegen sind. Trotz des expliziten Wunsches der Familie, die Toten nicht politisch zu instrumentalisieren, hielt die AfD an ihrer sogenannten „Mahnwache“ am Sonntag fest. Wir haben mit vielen Kolleg:innen versucht, unsere Gegenkundgebung auf dem Königsplatz zu einem Ort zu machen, an dem wir gemeinsam trauern und gedenken, gleichzeitig aber auch Proteste gegen die AfD stattfinden können.

Im Anschluss an die Kundgebung gingen wir gemeinsam an den Tatort, um dort zu trauern und Blumen niederzulegen. Dass auch die AfD dort für ihre Inszenierung Rosen und Kerzen ablegen wollte, war für uns unerträglich und ein würdevolles Gedenken, damit gestört.

Es ist dem Zusammenhalt und der Solidarität zu verdanken, die wir gestern mit vielen Menschen gezeigt haben, dass wir die „Show“ der AfD verhindert haben. Ihre Instrumentalisierung ist der AfD nicht gelungen. Sie konnte unseren Gedenkort nicht schänden und den Tod unserer Kollegin und ihres Kindes nicht für ihre rechte und rassistische Politik benutzen. In der Menschenkette standen hauptamliche und ehrenamtliche Gewerkschafter:innen, Antifaschist:innen, Internationalist:innen und Freund:innen Seite an Seite. Auch Passant:innen schlossen sich spontan an. In den drei Stunden, in denen die Rechten versuchten an den Gedenkort zu gelangen, erfuhren wir von vielen Unterstützung.

Für uns war die Situation ein extremes Spannungsfeld zwischen unserer Trauer, dem Protest gegen die Rechten und dem Druck der Polizei, die eine Blumenablage teilweise ermöglichen wollte. Dafür wurden Personen, die sich an dem Protest auf dem Königsplatz und der Menschenkette beteiligten, zeitweise in Gewahrsam genommen. Eine ältere ver.di-Kollegin wurde sogar von der Polizei verletzt. Einige Menschen, die zum Gedenken vorbei kommen wollten, konnten aufgrund des von der Polizei aufgestellten Bedrohungsszenarios nicht zu uns durchkommen.

Wir haben so gut es ging versucht, besonnen und ruhig zu handeln. Wir sind froh, dass wir ein gemeinsames Vorgehen finden konnten, in dem sich vor Ort alle wiederfinden konnten. Dass wir in diesen Tagen überhaupt auf der Straße Proteste gegen Rechte organisieren müssen, ist beschämend, unwürdig und macht uns wütend. Wir haben uns diese Situation nicht ausgesucht – die rechte Propaganda unwidersprochen stehen zu lassen, wäre falsch und unerträglich.

Wir gingen trotz gemischter und widersprüchlicher Eindrücke mit dem Wissen nach Hause, die rechte Inszenierung verhindert zu haben, mit einem starken Gefühl von Kollektivität und Solidarität.